Einleitung
Dies hier wurde ursprünglich für die Enid Blyton Society (EBS) geschrieben (eher, um sie zu veralbern). Doch diese hat meinen Text ziemlich stark gekürzt und all die etwas kritischeren Sachen herausgestrichen! Diese Version hier ist das ungekürzte Original. Entschuldigt übrigens, daß all dies in einem "Bewußtseinsstrom" geschrieben ist. Das ist eine Methode, die faule Schriftsteller gerne anwenden, um vorzutäuschen, sie wären sehr "spontan" und " direkt aus dem Bauch heraus" schreiben, wobei sie aber verbergen, daß sie in Wirklichkeit einfach zu faul waren, nochmal zurück zu gehen, zu korrigieren, neu zu schreiben und alles in eine zusammenhängende Reihenfolge zu bringen. Natürlich überlasse ich es euch, zu entscheiden, welcher Seite ich mich nun anschließt!
"Schreiben Sie etwas darüber, wie Sie 'Dick' in der Fünf Freunde Version der
Siebziger Jahre waren", sprach der hoch geachtete Herausgeber des EBS-Magazins.
Großartig, dachte ich. Das ist ein bißchen so, als würde man Hitler eine
Landkarte von Europa in die Hand drücken und sagen: "So. Wo genau, denken Sie,
sollten wir unseren Feldzug beginnen?"
Also entschied ich mich, mit dem Anfang zu beginnen. Um ein wenig zu
rekapitulieren und auch, um einige Fragen im Voraus zu klären:
- Nein, ich arbeite nicht mehr als Schauspieler.
- Nein, ich bereue das auch nicht.
- Ja, ich habe auch noch andere Sachen gemacht (die Siebziger-Version von Phoenix and the Carpet - dort wurde, scheint's, meine ganze Kindheit rekapituliert); eine Zeitlang mit dem, was jetzt die Old Vic Company ist, zwei Jahre am National Theatre und ein paar vereinzelte TV-Shows und sogar einen Kinofilm: Teufel, ich war bei Octopussy (Anm.: Teenager im Auto, Film-Minute 1:42) dabei - heute beeindruckt das Leute auf Parties, das kann ich euch sagen! Oh ja, und diese ganzen alten Typen aus meinen Schultagen, die heute noch davon anfangen.
- Nein, wir haben nicht das Vorspann-Lied gesungen (sondern der Corona Stage School Choir, wenn ich mich richtig entsinne).
- Ja, ich bin im Vorspann wirklich ins Wasser gefallen (dreimal!)
und nein, ich habe nicht den Hund gespielt.
Ich war ohnehin nicht auf einer Schauspielschule, sondern nur in einer
Schauspielklasse für jeweils eine Stunde pro Woche nach der Schule. Und eines
Tages verkündete der dortige Leiter den versammelten 12jährigen: "Oh, Southern
TV macht eine TV-Serie von den Fünf Freunden. Ist irgend jemand von euch
interessiert, dort vorzusprechen?"
Da ich mit den Fünf Freunden und anderen Blyton-Büchern aufgewachsen war (aber
nie ein Schwarze Sieben-Buch gelesen habe), hob ich meine Flosse in die Luft mit der Lässigkeit von jemandem, der
denkt: "Ich will Dick sein, also müssen sie drei andere um mich herum
finden!". Obwohl das, was sich nun ereignete, auf keinen Fall der normale
Weg ist, wie solche Dinge ablaufen (davon bin ich auch heute noch überzeugt),
erscheint es doch vernünftig: Die Produzenten von Portman (die die Serie für STV
machten) mochten mich - ich hatte bei einem der Vorsprechtermine einen Witz
jenseits des guten Geschmacks erzählt und sie hatten gelacht. Schön, so hatte
ich nur drei Vorsprechtermine.
"Kannst du ein Pferd reiten?" fragten sie.
"Kannst du schwimmen?" fragten sie.
"Kannst du radfahren?" fragten sie.
Keiner fragte mich: "Kannst du schauspielern?", was wahrscheinlich ganz gut so
war. Ja, ich kann radfahren und schwimmen. Nein, ich habe noch nie in meinem
Leben auf einem Pferd gesessen. "Natürlich kann ich reiten", log ich niedlich
und sie glaubten es. Zum Glück hatte einer der engsten Freunde meiner Mutter
nahe Henley einen Pferdestall, so daß ich jeden Abend nach der Schule dorthin
zum Reiten ging, zwölf Tage lang. In dieser kurzen Zeitspanne lernte ich alles
- vom Raufkommen auf das elende Ding bis zum Galoppieren und sogar das
überspringen von Hürden mit acht Latten. Nachdem ich das geschafft hatte,
machte ich sogar noch ungefähr ein Jahr lang weiter mit dem Reiten, weil es mir
ganz gut gefiel. Aber wie das immer so geht: Wenn die Anderen in der Schule
merken, dass man, außer einer "Tunte beim Fernsehen" zu sein, am Wochenende
auch noch reiten geht (für pubertierende Jungs sind Pferde ja nur was für
Mädchen), erleichtert es das Leben, wenn man verkündet, daß man damit
aufgehört hat.
Aber ich schweife ab. Sie entdeckten schon sehr früher Jennifer Thanisch als Anne (nun ja, sie sah auch nach dieser Rolle aus), und sie sahen mich für die Rolle von Julian vor. Warum sind die TV-Anstalten eigentlich so versessen darauf, einen Dunkelhaarigen als Julian zu besetzen? Ich wäre lieber Dick gewesen, aber mein guter Kumpel aus der Schauspiel-Klasse Marcus D´Amico sah aus, als könne er Dick werden, und das versprach, spaßig zu werden. Dann fanden sie Marcus Harris, der ja wirklich dementsprechend aussah, und er wurde Julian. Da dachte ich, daß ich wohl aus dem Spiel wäre, aber nein: Es war mein Kumpel Marcus D´Amico, der aus dem Spiel war, und ich wurde Dick - so, wie ich es von Anfang an gewollt hatte. Marcus - für diejenigen, die sich für solche Details interessieren - ging schließlich nach Amerika, wo er für seine Rollen in Shows wie Tales Of The City schrecklich berühmt wurde. Soviel zum Thema, was aus einem werden kann, wenn man nicht bei den Fünf Freunden mitmacht.
Michele Gallagher als George wurde erst sehr später besetzt. Wegen finanzieller Umstände, die sich irrsinnig lang hinzogen, arbeitete Portman in Co-Produktion mit einem deutschen TV-Sender, der darauf bestand, daß eines der Kinder von einem/einer Deutschen gespielt werden sollte. Das erschien praktisch unmöglich, doch schließlich hatte dann Michele irgendwo einen deutschen Ur-Großvater, und das stimmte die Herrschaften etwas milder. Aus Deutschland bekamen wir dann Michael Hinz (als Onkel Quentin) und Friedrich von Thun (als hinzu erfundener Gärtner Rogers); und nettere Arbeitskollegen kann man sich nicht wünschen. Oh, und wir hatten die fabelhafte Sue Best als Tante Fanny. Die Stamm-Besetzung wurde dann noch durch Ben Woodgates Hund Toddy gar vervollständigt, der Timmy spielte. Ben hatte eine gute Hunde-Schule für Film und Fernsehen. In der Beziehung besonders beachtenswert waren seine beiden Rottweiler, die in dem Film Das Omen Billy Whitelaw das Fürchten lehrten.
Unser erster öffentlicher Auftritt war in Battersea Park auf einer Pressekonferenz. Dort trafen wir zum ersten Mal Michele, und so wie es schien, kamen wir fabelhaft miteinander aus. Aber wie sich die Dinge ändern können...
Zu sagen, daß das erste Jahr (von zweien) schrecklich war, wäre noch milde ausgedrückt. Vier Kinder, ich war mit 13 das älteste, eingeschlossen in einem sehr noblem Hotel mit einem Fernsehraum, der von Leuten besetzt war, die älter waren als Chelsea-Rentner und die immer nur Crossroads und The Sky's The Limit sehen wollten, und mit einem Restaurant, das Gerichte servierte, die nur in französisch geschrieben waren - das waren eigentlich Zutaten für ein Desaster. Wir gingen uns gegenseitig unendlich auf die Nerven. Unser Dasein wurde nur durch die vielen Teenager-Figuren aufgeheitert, die als Kinder-Gastdarsteller bei uns mitmachten; durchschnittlich eine pro Folge.
1. Staffel
Ich werde versuchen, das nun Folgende chronologisch darzustellen, aber vergeßt nicht, daß das alles über zwanzig Jahre her ist...
Fünf Freunde im Nebel war definitiv die erste Folge,
die wir drehten. Alexis Hurst war unsere Kinder-Gastdarstellerin, die auf mich
aber nur deshalb Eindruck machte, weil ihr Vater ein Schallplattenproduzent
war. Er arbeitete mit einer Reihe von Top-Bands, von denen mir aber nur noch
Showaddywaddy in Erinnerung ist. Glaubt mir, wenn man dreizehn ist, ist man
von sowas beeindruckt. In der Folge wurde viel geritten. Aber andererseits kann
ich mich wirklich nicht erinnern, in den zwei Sommern irgendwann noch einmal
in die Nähe eines Pferdes gekommen zu sein. Dennoch - ich galoppierte fröhlich
durch Szenen, für die man genauso gut Stuntleute hätte nehmen können, so groß
war die Entfernung. Kürzlich traf ich einen Schauspieler namens Michael Sheard,
am Besten bekannt als der böse Mr. Bronsan in Grange Hill und durch
seine diversen Hitler-Darstellungen über Jahre hinweg, vom Top-Hollywood-Film
bis zu The Tomorrow People. Nun, Mike und ich plauderten über die
Schauspielerei und anderes, aber erst als ich für diesen Artikel
Nachforschungen anstellte, merkte ich, daß er in dieser allerersten Episode den
"Polizei-Inspektor" gespielt hatte - eine Rolle, die in 99% der Geschichten
vorkam und immer von unterschiedlichen Leuten dargestellt wurde.
Willoughby Goddard war auch dabei, doch wie auch einige andere
Fünf Freunde-Darsteller weilt er nicht mehr unter uns! Zu jener Zeit war er
ein Schauspieler mit hohem Wiedererkennungswert, der überall mitspielte, und er
war der größte (von der Breite her gesehen) Mensch, den ich je gesehen habe.
Das war etwas Charakteristisches an ihm, und er spielte es in dem von ihm
gewünschten Beruf vollständig aus, und das zu seinem Vorteil.
Frank Jarvis spielte einen Schurken in dieser ersten Folge, und er gab mir
einen schauspielerischen Rat, an den ich mich fortan immer gehalten habe
(manchmal zu meinem Vorteil, manchmal zu meinem Nachteil), nützlich: Bringe
Leute dazu, dich zu lieben oder dich zu hassen, aber laß niemals zu, daß sie
dir gegenüber gleichgültig sind. Das kam daher, daß Frank nicht immer gerade
der charmanteste Drehpartner war, und ich habe die scheußliche Erinnerung,
daß ich ihm am Schluß gefragt habe, warum er nicht versucht hat, ein kleines
Bißchen freundlicher zu sein. Ich glaube, daß er - wie viele Schauspieler -
nicht gern mit Kindern arbeitete. Er sei gelobt.
Einer meiner anderen Kumpel aus der Schauspielklasse
war auch dabei - Adam Stafford, dessen Vater, wie ich mich erinnere, einmal von
Ihrer Majestät empfangen wurde, was wahrscheinlich etwas mit Steuern zu tun
hatte, denn Adam lebte in einem Herrenhaus nahe Marlow mit den höchsten Mauern,
die ich je um ein Haus herum gesehen habe.
Die nächste Folge, die wir machten, war unser erster 2-Teiler. Regie führte der
unterhaltsame Peter Duffell, der immer genau so viel Angst vor Kindern zu haben
schien wie viele der Schauspieler. Er war aber trotzdem gewillt, das zu
ignorieren und sein Bestes zu tun, uns zu überleben. Gut für ihn, einen
netteren Menschen habe ich kaum jemals getroffen, aber wir haben ihn ziemlich
genervt.
In Fünf Freunde auf Schmugglerjagd begann meine Freundschaft mit Michele
Gallagher, weil wir uns beide damals sehr für Pop-Musik interessierten. Szenen
in Schmugglerjagd wurden häufig von einem von uns beiden ruiniert, weil sie
oder ich schrecklich über einen David-Bowie-Witz zwischen uns kicherte.
Wirklich: Jeder, der das Pech hat, diese Folge näher zu betrachten, wird das
augenscheinliche Grinsen auf unseren Gesichtern in dem Moment bemerken, als
George etwas aufhebt und die Zeile von sich gibt: "Eine große Schraube. Wo die
wohl herkommt?" Zwanzig Jahre später ist das furchtbar lächerlich, aber
damals haben wir uns be? Peter Duffell jedoch fand das immer gar nicht
lustig, wahrscheinlich weil Michele und ich die einzigen waren, die wußten,
weshalb wir eigentlich so unkontrollierbar lachten.
Jonathan Wilmot war in dieser Folge unser Kinder-Gastdarsteller, und er und
ich sind wirklich prima miteinander ausgekommen. Ich frage mich, was aus ihm
geworden ist. Er war wirklich spaßig, und ich habe mir viele Tage lang
gewünscht, er wäre Julian, denn der Gedanke, mit ihm einen Sommer zu
verbringen, erschien mir wirklich wie ein großer Spaß! Oh ja. Wir hatten
eine Fülle talentierter Schauspieler dabei, wie die traurig vermißte
Ingrid Haffner, den wunderbaren John Carson, Ron Pember. Aber am
erinnerungswürdigsten war Ronald Fraser. Er war ein starker Trinker - um es
milde auszudrücken - und stank die meiste Zeit nach Alkohol. Er war wirklich
unwillig, Szenen mit Kindern zu drehen, und ich weiß noch, daß viele Leute
sagten: "Armer Mann, seine Leber wird bald den Dienst versagen. Er wird noch
dieses Jahr sterben." Doch Ronald Fraser starb erst 1997 - somit haben diese
Unkenrufer sich gewaltig geirrt.
Für Fünf Freunde auf Schmugglerjagd kamen wir auch zum erstenmal ins
riesige Exbury. Zur
Erläuterung: Die Serie wurde in der Umgebung des New Forest gedreht, aber
unsere Basis war Exbury House, jenes berühmte Herrenhaus inmitten der
Touristenfalle de Rothchild Gardens. Das Herrenhaus wurde in jeder Folge
eingesetzt - jeder Raum des Hauses wurde in ein Schlafzimmer, eine Küche, ein
Wohnzimmer oder was auch immer man in einer Folge brauchte, umgewandelt. Unsere
Set Designer gaben sich wirklich große Mühe, daß die Räumlichkeiten nicht in
jeder Folge gleich aussahen - vor allem, wenn man betrachtet, daß es ja immer
dieselben Räume waren! Vor allem diese Treppenfluchten! Allerdings änderte
sich das in der Zweiten Staffel, aber ich greife vor...
Der Keller von Exbury war eine alte Küche, deren eine Seite (wir sprechen
übrigens von einer Küche, die größer war als im durchschnittlichen
Brookside-Hausbau-Stil. Nun ja...) in ein Labyrith aus Tunneln und
Gängen verwandelt wurde, aufgefüllt mit Torf und Bleicherde, durch die wir
in jeder Folge hindurchkletterten. In den obersten Stockwerken von Exbury
waren die Bearbeitungs-Räume und Produktionsbüros. Jeder Quadratmeter des
Hauses wurde irgendwo genutzt - als Kulisse für ein Bauernhaus, ein Herrenhaus,
das Verteidigungsministerium, ein Bauernhof ... jawohl, ihr sagt es, Exbury war
das Haus!
Das war zwar wie für uns geschaffen, aber es langweilte uns auch ein wenig.
Ab und zu war es mal ganz nett, woanders hinzugehen.
Fünf Freunde auf neuen Abenteuern wurde fast
ausschließlich in Exbury gedreht. Pearl Hackney spielte die schrullige, alte
Frau, der wir helfen wollten, und ich lernte damals die Kunst der Kontinuität
bei Essens-Szenen. Tu' so, als ob du essen würdest, iß aber nicht wirklich,
denn sonst müssen sie für dich dasselbe Essen nochmal kochen - und das erregt
die Gemüter. Marcus genoß die Gelegenheit, Eier, Schinken und Würstchen immer
wieder und wieder zu essen, bis sie ihm schließlich kalte, starre Eier
servierten, und das stoppte ihn. Aber an diesem Tag gab es recht heftige
Spannungen.
Wir hatten einen Gaststar in Gestalt von Peter Dennis, den ich aus
der TV-Serie Hadleigh wiedererkannte, wo er den Butler spielte. Er war
ein netter Mann, den man - es war ein heißer Sommer - leicht überreden konnte,
draußen herumzurennen, nur um ein wenig frische Luft zu schnappen, und mit
Marcus und mir Frisbee zu spielen. Mir kam das ein wenig merkwürdig vor, weil
er nur wenig Zeit für Jenny oder Michele hatte, aber er war ein sehr
freundlicher Mann, der stundenlang unterhaltsam über die TV-Schauspielerei
reden konnte. Er lebt heute in Amerika und ist einer jener erfolgreichen
Briten, die dort drüben ihr Glück damit gemacht haben, typische Engländer zu
spielen. Ehrlich, kalte Würstchen essen und mit einer alten Schwuchtel Frisbee
zu spielen, ist so ungefähr alles, woran ich mich bei dieser Folge noch erinnern
kann.
Fünf Freunde bei Wanderzirkus war ein wunderbarer Spaß
Gary Dundavin war unser Kinder-Gastdarsteller, und er war ein
unkontrollierbares Früchtchen, mit dem es aber viel Spaß machte, zusammen zu
sein. Er haßte definitiv Affen, Elefanten und die anderen übelriechenden
Monster, bei denen er so tun mußte, als würde er sie lieben. Offen gesagt, egal
mit wie vielen Affen wir während der Dreharbeiten für die Fünf Freunde
gearbeitet haben, ich habe jedenfalls keinen getroffen, der mich dazu
gebracht hätte, Affen zu mögen. Elefanten, Pferde, Vögel, kein Problem.
Aber Affen, igitt!
Aber ich schweife ab. Ich trug in dieser Geschichte meine eigene Denim-Kappe
(Anm.: Denim=Jeansstoff), was den Leuten, die auf die Kontinuität achten
sollten, Sorgen bereitete, weil ich natürlich nur eine davon besaß. Wäre sie
verloren oder kaputt gegangen, wären sie ganz schön in die Bredouille gekommen.
Die Kappe war auch verziert mit dem aufgebügelten Werbeaufdruck einer
Cornflakes-Sorte namens Golden Nuggets, so daß immer wenn ich sie trug,
dieser Aufdruck so undeutlich wie möglich zu sehen sein durfte, damit wir nicht
den Anschein von Product Placement erweckten.
Meine Mutter hat auf ihrem Kaminsims ein großartiges gerahmtes Bild,
ausgeschnitten aus der TV Times, auf dem ich Brian Glover frech angucke,
den Darsteller des Tiger Dan. Ein schönes Bild, bei dem ich immer an einen sehr
lieben Menschen denken muß. Sein Tod letztes Jahr war tragisch. Eine andere
Tragödie war, daß Sean Lynch, der den Lou spielte, ein paar Monate nach dieser
Folge Selbstmord beging. Ich war zuvor noch nie mit Selbstmord konfrontiert
worden, und ich hätte mir so etwas bei ihm nie vorstellen können. Aber
natürlich, wenn man 13 Jahre ist, hat man keinen Blick für sowas. Ich meine,
mich zu erinnern, daß ich in dieser Geschichte in der Tür eines dieser häßlichen
Zigeuner-Wagen stehe und einen fürchterlichen Pyjama anhabe.
Wenn ich mir das heute betrachte, sehe ich da eher aus wie eine Werbung aus
einem Littewoods Index-Katalog. Ich wünschte...
Fünf Freunde auf der Felseninsel mag das sechste Buch
sein, aber es ist die erste Folge unserer TV-Serie. Wir hatten ein fertiges
Drehbuch von Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel, und ein großer
Kumpel von mir, Marek Kurpiel, sollte darin den Sohn der Schurken spielen. Ich
war wirklich scharf auf diese Geschichte, weil ich darin die Möglichkeit hatte,
dem Bösewicht eins mit der Schaufel überzubraten. Ein Stunt ungezügelter
Gewalt, auf die ich irrsinnig gespannt war, wie das eben bei Jungs so ist.
Aber schließlich verbot man uns, Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel
zu drehen, weil - genau wie bei Fünf Freunde auf neuen Abenteuern
[Anmerkung des Webmasters: Gary hat sich hier vertan. Statt
Fünf Freunde auf neuen Abenteuern (Five go adventuring again )
handelt sich um Fünf Freunde machen eine Entdeckung
(Five Have A Mystery To Solve)] - die Rechte an der Geschichte von der
Childrens' Film Foundation gehalten wurden.
Übrigens: Fünf Freunde jagen die Entführer war das einzige andere Buch,
das wir ebenfalls nicht verfilmten, diesmal aber nicht aus Copyright-Gründen,
sondern weil man für diese Geschichte Charaktere aus anderen Folgen gebraucht
hätte und weil sie (als größtes Verbrechen) den anderen Büchern zu ähnlich war.
Gott segne Enid Blyton, aber aus den 21 Büchern eines herauszugreifen und zu
sagen "nein, es ist den anderen zu ähnlich" ist wohl etwas merkwürdig.
Jedenfalls machten wir deshalb Fünf Freunde auf der Felseninsel zu
unserer Einführungsgeschichte. Kirren Cottage war ein netter kleiner Ort mit
Kaninchenställen, ungefähr zwanzig Minuten von Exbury entfernt, und die Bucht,
die so aussah, als läge sie vor der Kirren Insel, war Leape, auch nahe Exbury.
Die Insel war auf eine Glasscheibe gemalt und so durften wir niemals hinter sie
gehen, um nicht die Illusion der auf den Wassern der Solent liegenden
Insel zunichte zu machen.
(Anm.: Die Solent fließt in den Spithead genannten Arm des Ärmelkanals und liegt
zwischen der Isle of Wight und New Forest in Südengland)
Für uns war das leicht zu begreifen, aber nicht für Toddy, der ein ums andere
Mal um die falsche Seite der wichtigen Requisite herumrannte und so eine
Wiederholung nach der anderen nötig machte.
Inzwischen war es Hochsommer und Micheles Heuschnupfen wurde zum Problem.
Armes Ding, sie hat wirklich gelitten (und ich hatte geglaubt, ich sei
derjenige, dem es deswegen schlecht ging...). Er beeinträchtigte ihre Stimme,
aber vor allem schwoll ihr Gesicht so an, daß sie aussah, als wäre sie ständig
weinen. Zum Glück schrieben sie in eines der Drehbücher, daß sie stark an
Heuschnupfen litt, und das genügt für die nächsten achtzehn Monate. Ich
glaube, für iejenigen Zuschauer, die diese eine, einzige Erklärung verpaßt
haben, wäre eine zweite Erwähnung nicht falsch gewesen.
James Villiers, der König der "Ich hasse es, mit Kindern und Tieren zu
arbeiten"-Sorte von Schauspielern, war in dieser Folge der Bösewicht, und so
blieben wir ihm möglichst fern. Ich weiß noch, wie er mir erzählte, er sei der
sechzehnte in der Thronfolge, aber das habe ich ihm nie geglaubt (vielleicht ist
er es, aber es hat mich nicht die Bohne interessiert).
Fünf Freunde im Zeltlager fängt, glaube ich an (aber ich
kann mich auch irren) mit uns in Schuluniform in einem Zug. Mal raus zu sein aus
Schlaghosen und schrecklichen Nylon-T-Shirts (scheinbar war mein Geschmack für
Kleidung noch schlechter als der von meinem Bruder, meiner Schwester oder meiner
Cousine. Verdammt, sogar Timmy war besser angezogen als ich!) war ein Vergnügen.
Ich habe immer gedacht, ich sähe mit Schlips und Kragen ein bißchen cool oder
sogar geil aus, und ich glaube, das kommt davon, daß ich mich so freute, in
dieser Folge ein graues Schulhemd und einen gestreiften Schlips tragen zu
können. Falls es nicht diese Folge ist, macht das nichts, denn der Gedanke ist
der gleiche.
Look In kam, um von dieser Folge Fotos zu schießen, und ich erinnere mich
an ein bestimmtes schreckliches Foto von mir draußen vor einem Zelt mit einem
Grinsen in den Augen. Cyril Luckham spielte hier den Mr. Luffy - ein
fantastischer Mann, und eine der letzten Erinnerungen, die ich an meinen Vater
habe (er hatte später einen schweren Schlaganfall, mußte von da an im Rollstuhl
sitzen und starb 1983), ist, wie er und Cyril über die Cricket-Ergebnisse
diskutieren, weil sie beide Megafans dieses Spiels waren. Meine Eltern kamen nur
selten zum Set (das war nicht ihre Wahl, glaubt mir. Meine Mutter liebt es, sich
an Filmsets und Theatern aufzuhalten, mehr als die meisten Schauspieler, aber
die Produzenten waren von Familienbesuchen nicht allzu begeistert), aber bei
dieser Folge waren sie einen oder zwei Tage dabei.
Geisterzüge. Dieser Begriff ist mir gerade wieder in den Sinn gekommen. Und ein
großer Tunnel mit einer vorgetäuschten Linie, die ein schwarzes Stück Stoff war,
in das man ein Loch geschnitten hatte, so daß es wie ein weit entfernter Eingang
aussah. Einige Jahre lang hatte ich zuhause an meinen Spiegel die drei Inch
(Anm.: ca. 8 cm) große Figur "Mann mit Taschenlampe" geklebt, die benutzt wurde,
um den Eindruck von Entfernung zu verstärken.
Um diese Geschichte herum ist so viel passiert: Chris Wilkinson, ein weiterer
meiner Kumpels aus der Schauspiel-Klasse spielte den Jock, es gab süße
Spaniel-Welpen und Joe Brady aus Z Cars war der Bösewicht. Aber wirklich:
Alle meine Erinnerungen ranken sich um den kürzlich verstorbenen Cyril Luckham.
Ein charmanter Mann.
Fünf Freunde auf großer Fahrt ist ganz bestimmt meine Lieblingsepisode aus der ersten Staffel. Regie fürte Mike Connor, der riesig war wie ein Bär aber sehr nett. Er und ich kamen gut miteinander aus, und als die Episode drohte, zu kurz zu werden, baute er eine Sequenz ein, wie wir über das Dach vom Exbury House entfliehen. Anne sollte hier Höhenangst haben, und Mike dachte sich die Szene aus, in der Dick sich als absolut heroisch zeigen und sie retten sollte. Das Problem war nur, daß ich schreckliche Höhenangst habe, während Jenny nicht im Entferntesten Angst hatte. Mike hatte das nicht bemerkt, und so kam all dieses selbstbewußte Gehabe (Hey, wie Dick seine Schwester beruhigt, er ist ja ein echt mutiger Typ!) durch klappernde Zähne und in der an Hysterie grenzenden Überzeugung, daß mein Ende heran nahte. Ich bin sicher, daß hier einige Gesetze, Kinder und Sicherheit betreffend, verletzt wurden, aber es sah gut aus, das weiß ich noch. Prentis Hancock und Lally Percy waren superspaßige Bösewichte, und wir alle haben uns toll verstanden und viele Sachen auf den Flößen gemacht. Zum erstenmal mußte ich hier vor der Kamera mein Hemd ausziehen und mich mit nacktem Oberkörper präsentieren. Dürr wie eine Harke, war ich dabei schrecklich unsicher, vor allem, weil Marcus einen recht wohlgeformten Torso hatte. Wann immer es möglich war, drehte ich mich mit dem Rücken zur Kamera. Natürlich, zwanzig Jahre später, wäre ich sehr gerne wieder so schlank.
Zwischen dieser Folge und der nächsten verbrachten wir einen Samstag damit, den Vorspann zu drehen. Zuerst ein wenig Hundespiel am Kirren Cottage, mit Würsten unter Micheles T-Shirt, um Toddy zu animieren, an uns hochzuspringen. Dann den Abspann, wie wir die Tundra-artige, hügelige Ebene von Lyndhurst durchqueren. Schließlich machten wir alle, nacheinander, unsere Vorspann-Solos. Als erstes kam Michele auf ihrem Fahrrad. Dann Marcus an seinem Seil (überflüssig zu sagen, daß er achtmal länger für diese Szene brauchte als nötig, denn er hielt sich für Tarzan. Zu diesem Zeitpunkt in unserer "Familie" dachten wir anderen drei, er sei ein echter Idiot und wünschten, er wäre runter gefallen und hätte sich den Hals gebrochen. Kinder, was?). Jenny drehte ihre Szene auf dem Pferd (was später hunderte Beschwerden einbrachte, weil sie keine Kappe trug), und abschließend machten wir meine. Wie sie grinsten, als sie sagten, wir würden jetzt zurück zum See von Fünf Freunde auf Großer Fahrt und wieder auf dieses Floß gehen! Nein, ich mußte mein Hemd nicht ausziehen, aber ich mußte ins Wasser fallen (ich sah es als großes Kompliment, daß ich die beste Szene von allen bekommen sollte - sie wußten wahrscheinlich, daß es bei mir am Unwahrscheinlichsten war, daß ich die Szene versauen und Hunderte von Wiederholungen verursachen würde). Am Ende drehten wir die Szene dreimal: Eine Nahaufnahme und zwei Distanzaufnahmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Bei den Distanzaufnahmen waren meine Klamotten sehr naß!
Fünf Freunde als Retter in der Not machten wir in derselben Woche, in der Elvis starb. Ich weiß das noch, weil wir in dieser Folge einen jungen Schauspieler namens Andrew Bagley dabei hatten, und ich, 13 , mußte ihm (11) erklären, wer zum Geier dieser Elvis war und warum er der "King" war. Andrew war ein toller kleiner Schauspieler und ich genoß es unheimlich, daß er bei dieser Episode dabei war. Aber an viel mehr kann ich mich eigentlich nicht erinnern - Geoffrey Bayldon war dabei, aber ich konnte nicht verstehen, weshalb er nicht wenigstens ein bißchen so aussah wie als Catweazle (ich wußte nicht, wieviel Make-Up damals benutzt wurde, um einen jungen Menschen alt aussehen zu lassen). Und Gretchen Franklin, heute besser bekannt als Ethel in EastEnders. George Innes war spaßig, und Barry Andrews war am Set wie ein großer Bruder zu uns, der sich immer um uns kümmerte. Aber abgesehen davon, daß in der Geschichte ein Schwein vorkam, weiß ich nichts mehr darüber. Oh - und Schmetterlinge. Tote und welche aus Papier - aber keine echten.
Fünf Freunde wittern ein Geheimnis hat Spaß gemacht.
Marcus hatte sich übers Wochenende, als wir frei hatten, einen schweren
Sonnenbrand geholt (in unseren Verträgen waren solche Dinge streng
verboten - und es ist ja auch nicht schwer, sowas zu vermeiden, wenn man
vernünftig ist), und er mußte für die ersten Szenen aus weiter Entfernung
aufgenommen werden, weil er aussah wie eine Tomate. Er beklagte sich auch
darüber, daß alle seine Sachen kratzten - wie verwunderlich!
Außer Höhenangst habe ich auch noch eine andere, völlig unsinnige Phobie,
und die kam von dieser Episode. Während dieser Folge fand unser erster großerer
Fototermin seit der Fünf Freunde im Nebel-Folge statt. Die Fotos davon
sollten für Werbeprodukte verwendet werden, also für Aufkleber, Plaketten usw.
Es wurden viele Einzelaufnahmen gemacht. Wir drehten Szenen in der Nähe eines
Hauses, in der die Schauspielerin Diana Lambert von Gertan Klauber als "Brian"
(der harmloseste Name eines Blyton-Bösewichts, den es je gab, glaube ich)
gefangen gehalten wird. Neben dem Haus war ein Feld, und Tony, unser regulärer
Standbild-Aufnahme-Fotograf, bat mich, mich an ein Gatter mit fünf Querstreben
zu lehnen. Aus tiefen psychologischen Gründen, auf die ich hier nicht eingehen
kann, hasse ich es, im besten Moment aufgenommen zu werden, und wenn man sich
Fünf Freunde-Fotos ansieht, merkt man, daß ich eigentlich nie auf einem Foto mit
offenem Mund lächele. Tony versuchte mich dazu zu bewegen, den Mund aufzumachen
(ohne Erfolg), als ich plötzich merkte, daß ich ganz allmälich von neugierigen
Rindern umzingelt wurde.
Nun weiß jeder mit normalem Menschenverstand, daß Kühe die dümmsten, ruhigsten
und harmlosesten Geschöpfe Gottes sind. Doch ich drehte durch und verließ
entsetzt das Feld. Bis heute habe ich eine absolut unsinnige Angst vor Kühen
und gehe nicht in ihre Nähe. Für mich, der gerne lange Wanderungen übers
Land macht, ist es eine verdammte Plage, wenn sich die eigenen Freunde
ständig zwischen mich und die unschuldige Daisy oder Ermentrude stellen mögen,
denen wir zufällig begegnen. Persönlich glaube ich, daß uns die Kühe das alles
nur vorgaukeln - in Wirklichkeit sind es hochentwickelte Ungeheuer aus dem
Weltall, die uns beobachten und nur auf den richtigen Augenblick warten,
zuzuschlagen und die Herrschaft über die Erde zu übernehmen.
Oder vielleicht habe ich zuviel Akte X gesehen...
Wir hatten in dieser Geschichte Zwillinge, Paul und Jeremy Stacey. Physisch
konnten wir sie nicht unterscheiden, und wer weiß, wie das ihre Eltern aus
der Entfernung geschafft haben. Aber als Persönlichkeiten waren sie sehr
gegensätzlich. Ich weiß nicht mehr, wie herum es war, aber der eine war nett,
der andere nicht so. Ich glaube, das war deshalb, weil der eine Schauspieler
sein wollte, der brummige aber nicht, und, weil sie es satt hatten, immer nur
als Zwillinge engagiert zu werden. Wir sind in dieser Folge viel in einem See
in der Mitte von Exbury geschwommen. Also hieß es wieder: Hemd aus. Der See
war kalt und nirgends tief genug, um längere Zeit darin schwimmen zu können.
Regisseur Don Leaver erkannte, daß ich nicht sonderlich viel Lust hatte, und
abgesehen von ein paar Plätschern war ich auf seltsame Weise bei den
Schwimm-Szenen verschwunden. Ich habe mir auch meinen Fuß am Grund des
"Sees" (das heißt, der riesigen Pfütze) aufgeschnitten. Und obwohl ich mir
gerne dachte, meine Abwesenheit hätte etwas damit zu tun, daß Don Mitleid mit
mir hatte, war es wohl eher so, daß ich nicht mehr ins Wasser durfte, weil
sich der Schnitt sonst vielleicht entzündet hätte. Wie auch immer, ich war
jedenfalls überglücklich.
Die erste Staffel endete mit einer für mich niederschlagenden Folge. Fünf Freunde und das Burgverlies machte einfach keinen Spaß. Wir waren deprimiert, weil es dem Ende zuging (obwohl wir bereits wußten, daß wir nächstes Jahr wiederkommen würden) und das Hotel, in dem wir wohnten, zog uns herunter. Die Kinder-Gastdarsteller in dieser Folge kamen weder mit uns noch untereinander klar, und wäre da nicht Leslie Dwyer gewesen, die uns alle amüsierte und Peter Copely, der sich mit mir über seine jahrelange Schauspielerei unterhielt (ich liebte es, mich mit Schauspielern über die Schauspielerei zu unterhalten), hätte ich diese Folge als Katastrophe abgeschrieben. Shane Rimmer war dabei, was lustig war, denn ich ging zu ihm und sagte, daß er sehe wie Scott Tracy aus Thunderbirds aus und er lächelte (Jahre später habe ich heraus gefunden, daß er es war! Warum hat er es nicht gesagt?) und sprach darüber, eine alte Doctor Who-Folge im Wilden Westen zu machen (viele unserer Schauspieler waren bei Doctor Who dabei, einem Hobby von mir, das jetzt zu meiner Haupteinnahmequelle als Schriftsteller geworden ist.
2. Staffel
Zwischen den Staffeln hatten wir keinen Kontakt miteinander - wir hatten auch
nur einen Tag Anfang Juni 1978, um uns wieder neu kennen zu lernen (obwohl das
wahrscheinlich mehr zu Toddys Nutzen war als zu unserem), bevor wir uns auf
Fünf Freunde auf dem Leuchtturm stürzten.
Aber es gab Veränderungen. Don Leaver war nicht mehr unser Produzent,
sondern dafür Sid Hayers (wenn ich gewußt hätte, was für ein großer Akteur
er war, sowohl im britischen als auch im amerikanischen Fernsehen, wäre ich
in Ohnmacht gefallen). Exbury war noch immer unsere Basis, aber jetzt gingen
wir auch weiter hinaus an andere Orte. Einer dieser Orte war die beste aller
Änderungen.
Auf dem Exbury Grundbesitz (die de Rothschilds besaßen eine Menge Land,
muß man sagen) gab es ein Farmhaus namens Gatewood. Anstatt uns in ein Hotel
zu stecken, hatten die Produzenten für den Sommer dieses Farmhaus gemietet,
komplett mit Köchin; und wir wohnten dort. Jeder von uns hatte darin massiv
viel Platz. Es hatte zwei Wohnzimmer, jede Menge Hintertreppen-Gänge und
behagliche Kämmerchen und war ein Traumhaus für sich. Mit einem acre
(Anm.: etwa 4000 m²) Garten, angrenzend an einen Wald, fühlte ich mich,
offen gestanden, wie ein Schwein im Schlamm. Noch heute wünsche ich mir,
dieses Haus zu erwerben, weil es perfekt war.
Während der ersten Staffel war unser Kindermädchen (Kinder, die im
Fernsehen mitspielen, müssen aus rechtlichen Gründen ein Kindermädchen an
Eltern statt haben, bis sie 16 sind) eine junge Schullehrerin namens Delia
gewesen. Dieses Jahr hatten wir Jean, eine Dame in ihren späten Fünfzigern,
mit der es uns sehr viel Spaß machte. Sie liebte Kinder, kümmerte sich um
uns wie eine Ersatzmutter, und wir alle liebten sie. Eines der wenigen Male,
wo wir alle vier Kinder uns einig waren, war, wie brillant Gatewood war,
wie fabelhaft Olive, unsere Köchin, war und wie nett Jean war.
Das war wirklich ein toller Start.
Wir vier waren alle über das Jahr hinweg beträchtlich gewachsen, obwohl
ich derjenige war, der sich köperlich am meisten verändert hatte. Ich fing
an, wie 14 auszusehen, aber wir alle waren um ein hohes Maß reifer geworden,
und die meiste Zeit des Sommers haben wir uns alle sehr gut verstanden. Es
gab einzelne Zänkereien, aber keine von ihnen dauerte lang. Für Michele fing
ich an, ein Kummeronkel zu sein (ihre familiäre Situation war ein Alptraum,
und sie hatte Jungs entdeckt. Viele davon), was nett war, und Marcus und ich
fanden eine gemeinsame Basis, auf der wir uns bewegen konnten, ohne daß er
von mir dachte, ich sei ein nervöser kleiner Streber und ohne daß ich ihn
für einen arroganten, lauten Probleme-Macher hielt.
In Fünf Freunde auf dem Leuchtturm spielte Timothy Bateson
den Professor Hayling und Wayne Brooks seinen Sohn Tinker (und der hatte wieder
so einen verflixten Affen). Es machte Spaß mit den beiden, was ein Glück war,
denn beide kamen später in der Staffel noch einmal vor. Hurst Castle war der
Leuchtturm, den wir benutzten, und Wolfe Morris spielte den Bösewicht. Paul
Curran war in seiner überzogensten Rolle als Jeremiah Boogle zu sehen (ich hatte
den Verdacht, daß der Zusammenhang zwischen der Art, wie Paul den Jeremiah
spielte und seinen eigenen exzentrischen Anwandlungen in der Tat ziemlich
verschwommen war). Ich arbeitete einige Jahre später mit Pauls Tochter in
einem Bürojob und er starb während dieser Zeit.
Nach der ersten Woche von "Leuchtturm" fuhren wir nach Hause und kehrten
wie üblich am Sonntag abend nach Southampton zurück. Wir wurden begrüßt vom
unerschütterlichen Dickie Bamber, unserem Produktionsmanager, was
ungewöhnlich war. Meine Mutter war im Zug mitgefahren (sie tat das
abwechselnd mit Marcus' Mutter oder Vater) und bereitete sich für die
Rückfahrt vor, als Dickie sie fragte, ob er sie sprechen könne.
Ich wußte, daß irgendwas nicht in Ordnung war, aber ich hatte keine
Ahnung, was. Die Mädchen sollten uns erst später treffen, aber nachdem ich
noch mal mit meiner Mutter gesprochen hatte und sie abgefahren war, begleitete
Dickie uns zu unserem Minibus, der wie immer von dem hervorragenden John Tooze
gefahren wurde, der in diesen zwei Jahren der Freund eines jeden von uns war.
John war ungewöhnlich ruhig und fragte uns nur sehr wenig über unser Wochenende,
bis Dickie zurückkam. Jean, unser Kindermädchen, hatte einen schweren
Herzanfall gehabt und war an diesem Nachmittag gestorben. Das war das erste
Mal in meinem Leben, daß ich so nah mit dem Tod konfrontiert wurde, und wir
waren, gelinde gesagt, geschockt. Sie baten uns, es nicht den Mädchen zu
erzählen, wenn sie ankommen, sondern es Dickie zu überlassen. In einem seltenen
Moment von Folgsamkeit taten wir, worum man uns bat, und diese Nacht saßen wir
vier Kinder mit Olive zusammen und sprachen über sie. Damals sagte es niemand
(inzwischen weiß ich jedoch, daß ich nicht der einzige war, der so dachte),
aber es schien offensichtlich unsere Schuld zu sein. Wir hatten Schlagball
mit ihr gespielt, hatten mit ihr die Wälder durchkämmtt, hatten sie jede Nacht
bis zur Erschöpfung gefordert, fünf Tage lang. Am Freitag hatte sie noch "Bis
Sonntag!" gesagt und 48 Stunden später war sie tot.
Wir sind darüber nicht gerade schnell hinweg gekommen. Es war mitten in
Fünf Freunde auf dem Leuchtturm (was ein Zweiteiler war) passiert, und
wenn ich mir die Folge jetzt anschaue, kann ich sehen, welche Sachen wir am
Tag darauf gedreht haben - unser Auftritt (außer dem von Toddy) ist sehr steif
und hölzern (die Zynischen unter uns könnten jetzt natürlich sagen, daß das
bei uns sowieso immer der Fall war, aber ihr wißt, was ich meine).
Delia kam für einige Wochen als Kindermädchen zu uns zurück, bis man einen
Ersatz gefunden hatte. Die hieß dann Joan, und einen krasseren Gegensatz zu Jean
kann man sich nicht vorstellen. Es war bei ihr nicht einfach nur so, daß
sie es nicht schaffte, in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin zu treten,
sondern sie war einfach nicht die richtige für vier energiegeladene Teenager.
Ich erinnere mich noch heute an den Tag, als sie uns einmal wegen irgend etwas
anschrie und Olive, die Köchin, eine große Kartoffel nach ihr warf und sich
dann voll Ärger zurückzog. Aber ich schweife ab.
In Fünf Freunde geraten in Schwierigkeiten merkte
ich (und auch die anderen) zum ersten Mal, daß das Produktionsteam mich am
Meisten mochte. Wenn im zweiten Jahr irgendeine Figur eine eigene Geschichte
bekam, dann war es Dick. Wenn eine Folge ausgeschmückt werden mußte, wurde
eine neue Szene für Dick geschrieben. Sie sagten mir, daß ich scheinbar der
Qualifizierteste vom Verhalten her sei und daß man mir diesen Job zutrauen
könne. Ja, richtig! Nun ja, das war zwar sehr schmeichelhaft, aber es machte
mir auch Angst. All diese Leute, so schien es mir mit 14, setzten plötzlich
großes Vertrauen in einen von vieren. Und die anderen drei waren davon nicht
gerade begeistert! Es war eine Herausforderung, und ich glaube, sie wußten,
was sie taten. Was immer es kosten würde - ich stellte mich dieser
Herausforderung. Fünf Freunde geraten in Schwierigkeiten war das erste
Beispiel dafür. Sicher - im Buch wird Dick Kirren mit Richard Kent verwechselt
(der von einem anderen meiner Freunde gespielt wurde - Grant Bardsley, der
später für Disney arbeitete), aber es gab weit mehr Szenen mit mir als
Gefangenen als, soweit ich mich erinnere, im Buch stehen. Diese Konzentration
auf mich hatte zur Folge, daß ich eine Menge Freizeit hatte, die ich sämtlichst
in den Bearbeitungs-Räumen verbrachte, wo ich lernte, wie Film und Ton
bearbeitet werden. Ich hatte entschieden, daß ich in einer Folge Regie führen
wollte - ich schrieb Five Go Off in a Boat während dieser Pause, mit
Schmugglern, Mördern, mit Dick, der am Schluß jemanden mit einem Spaten
niederschlägt und mit Julian, der gefesselt in einem Loch zurück gelassen wird.
Ich fand es fabelhaft. James Gatwood, unser ausführender Produzent lächelte nur,
aber eine seiner Sekretärinnen schrieb es netterweise wie ein richtiges
Drehbuch ab, legte es in einen echten Drehbuch-Ordner und stellte eine
nachgemachte Besetzungswunschliste sowie Drehort-Details dafür her. Dafür
liebte ich sie.
Fünf Freunde geraten in Schwierigkeiten wurde durch eine riesige
Besetzung mit Leben erfüllt. Die Schurken waren Stephan Chase (später war er
ein Schurke in Crossroads), Brian Coucher und Leon Lissek. In den
meisten meiner Szenen spielte ich mit Leon und Brian und, mit den beiden
zusammen zu sein, machte einen Riesenspaß.
Fünf Freunde auf geheimnisvollen Spuren war fabelhaft.
Patrick Troughton, Doctor Who, war der Gast-Star. "Sprich nicht mit
Patrick über Doctor Who", sagten sie. "Er redet nicht gerne darüber." Am
letzten Tag nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte "Entschuldigung,
aber können Sie mir wohl bitte ein Autogramm geben?" Und er sprach den
ganzen restlichen Tag mit mir über Doctor Who. Ich habe immer bereut,
daß ich ihn nicht schon am Montag um das Autogramm gebeten habe! Michael McVey
war unser Kinder-Gastdarsteller - er war sehr lustig und hatte schon vorher mal
mit Mona Bruce (die Mrs. Stick spielte) gearbeitet. Ich sprach mit ihr über
Within These Walls, eine Serie, die ich liebte und in der sie mitspielte.
Ich erinnere mich, wie ich für diese Folge versuchte, ein kleines Boot
zu rudern und dabei jämmerlich scheiterte. Wieder so ein Dick-Solo. Es wurde
aus der End-Fassung der Folge herausgeschnitten. Ich kann mir denken, daß mein
Versuch, zu rudern, einfach zu schwach aussah. Noch heute kann ich in einem
Ruderboot nichts anderes tun als im Kreis zu fahren.
Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen ging es für
uns raus aus Exbury und nach Raven - nahe Brockenhurst. Das war ein hoher
Turm, in dem Leon Eagles von Stephen Greif gefangen gehalten wurde. Zwei
fabelhafte Gaststars - mit Stephan habe ich letztes Jahr zu Abend gegessen.
Nicht nur, daß er sich erinnern konnte, wer ich war, sondern auch daran, daß
er diesen maskulinen, ausländischen Blyton-Schurken gespielt hat, und zwar so
wie John Inman, mit einem affektierten nördlichen Akzent und einem weißen
Filzhut. Ich sollte die Figur, die von Leon Eagles gespielt wurde, aus diesem
Turm retten (Dick Solo - Die Rache) und Sid Hayers, der Regisseur, sagte nur:
"Gary, du kletterst diese Strickleiter hoch, hilfst Leon heraus, und dann
klettert ihr beide wieder runter. Keine Sorge, Leon wird auf dich aufpassen."
Der Turm war dreißig Fuß hoch, und alle Arten von Sicherheitsvorkehrungen
wurden (diesmal!) getroffen, aber ich hatte immer noch Angst. Dreißig Fuß
(Anm.: ca. 9 Meter) nach oben mit einer Strickleiter! Wie auch immer - ich tat
es, und als ich oben war, sah ich, daß die Leiter von Bob und Mark, zwei Set
Designer-Leuten, dadurch gesichert wurde, daß jeder einfach eines der Enden
festhielt. Fast würde ich runter gefallen. Leon kletterte dann heraus und
flüsterte mir zu (es war eine Distanz-Aufnahme ohne Mikrofon) "Ich bin
froh, daß du dabei bist. Ich habe Höhenangst, und ich bin auch ein bißchen
unsicher, weil das Ding nur von den beiden da gehalten wird." Er hatte Angst!
Ich war tot!
Wir erreichten das untere Ende der Leiter, und ich bin in meinem ganzen
Leben nie, nie mehr an so etwas Hohem emporgeklettert, wenn es nicht sicher
befestigt ist.
Es gab in dieser Folge eine neue Schar von 'Zirkus-Leuten'. Chubby Oats,
ein Feuerschlucker und Schauspieler, war wunderbar. Janet Webb, die sich sonst
immer am Ende von Morecambe and Wise bei allen dafür bedankte, daß man
"ihre Show" gesehen habe, war eine abscheuliche Wahrsagerin, und Leslie
Schofield (jetzt in EastEnders) war ein Messerwerfer. Doch mein Favorit
war eine zwanzig Fuß (Anm.: ca. 6 Meter) lange Python, der niemand außer mir
nahekommen wollte. Ein dreißig Fuß (Anm.: ca. 9 Meter) hoher Turm - nein,
danke. Eine Schlange, die in Sekunden mein Leben auslöschen konnte, kein
Problem. Ich verbrachte Stunden mit ihr um meinen Hals gewickelt, fühlte, wie
sich diese prächtige Sensation von schuppiger Schlangenhaut bewegte.
Jeder, der sowas je getan hat, wird bestätigen, daß es ein tolles
Gefühl ist. Die Fünf Freunde mögen in mir eine schreckliche Höhenangst
verursacht haben, aber genauso ihretwegen liebe ich Schlangen und Reptilien.
Noch immer nehme ich jede Gelegenheit wahr, mir Pythons um den Hals zu
legen. Vor einigen Jahren in Sydney hob ich einmal eine auf und ging mit ihr
hinüber zu meinen australischen Kumpels. "Seht mal, was ich hier gefunden
habe!" Sie wären fast gestorben. Der Besitzer der Schlange (der hinter der
Ecke gestanden hatte) und ich fanden es riesig.
Fünf Freunde und der Zauberer Wu brachte uns wieder zusammen mit Professor Hayling, Tinker und seinem verflixten Affen, plus dem großartigen Peter Jeffrey als Mister Wu. Obwohl seine Gegenwart mich schon genug beeindruckte, wurde es noch einmal übertroffen von Alfie Bass, Kenneth Cope und David Rappaport. Hinzu kamen auch wieder viele Zirkustiere, aber das meiste der Episode wurde in Gatewood und nicht in Exbury gedreht, also war das angenehm. Alfie Bass bei der Arbeit zuzusehen, war ein Vergnügen, und es war ungefähr zu dieser Zeit, als die erste Staffel anfing, ausgestrahlt zu werden. Weil wir sie nicht sehen konnten, da wir ja filmten, kam jeden Montag abend ein Mann mit einem der ersten Heim-Videorecorder (für Eingeweihte: es war ein Phillips 1300) und zeigte uns die Episode vom jeweiligen Tag. Dies war das erste Mal, daß wir uns selber sahen, und obwohl dabei viele Erinnerungen an den letzten Sommer geweckt wurden, weiß ich noch, daß ich von vielem reichlich wenig beeindruckt war, besonders von den "Nacht"-Szenen, die bei Tag mit einem Lichtfilter gedreht worden waren. Weil der Himmel immer sehr hell gewesen war, wurde auch ein starker Lichtfilter verwendet, der die Aufnahmen manchmal fast ganz schwarz machte. Es gab Augenblicke, wo man keine Ahnung hatte, was gerade passierte (speziell in Fünf Freunde im Nebel), weil die Szenen zu dunkel waren.
Meine Lieblingsfolge der zweiten Staffel brachte uns wieder
mit Mike Connor als Regisseur zusammen und führte uns nach Christchurch, wo
wir Fünf Freunde verfolgen die Strandräuber drehten. Meine Freude
verdoppelte sich dadurch, daß wir dafür einen erstaunlich guten Schauspieler
bekamen, der echt freundlich war (und der einzige, mit dem ich für eine Weile
in Kontakt blieb) - Rupert Graves, der den Yan spielte. Für die nächsten
paar Jahre gingen wir zu denselben Vorsprechproben und ich schlug ihn dabei
öfter als er mich. Dann machte ich 1981 eine BBC-Show namens Schoolgirl
Chums mit, die so populär war, daß eine Fortsetzung gedreht werden sollte.
Aus Story-Gründen konnte ich nicht dabei sein, und so ging die äquivalente Rolle
an Rupert. Meine Freude über seinen Erfolg ging noch weiter, als er eine
Rolle in dem Merchant Ivory-Film Maurice an Land zog. Seine Karriere
lief seitdem von einem Höhepunkt zum nächsten. Ich bin stolz darauf, ihn
von seinem allerersten Fernseh-Job zu kennen, bin aber natürlich auch
wahnsinnig neidisch, daß es so gut für ihn gelaufen ist.
Ich erinnere mich, daß ich viel Zeit in Fünf Freunde verfolgen die
Strandräuber als hinteres Ende eines Pantomimen-Pferdes verbracht habe.
Marcus bestand darauf, vorne zu sein, obwohl eigentlich ich derjenige hätte
sein sollen, der das - welches auch immer - Geheimnis in dem Pferdekopf
entdeckt. Er machte so ein Theater darum, daß der Regisseur schließlich
damit einverstanden war, daß er ans vordere Ende ging, und mir war's
eigentlich ziemlich egal. Ich verlor dadurch zwar eine nette Szene, aber
andererseits hat das Kostüm gestunken - besonders der Kopf.
Meine stärkste Erinnerung an diese Besetzung war Dan Meaden als Mr.
Penruthlan (er wurde üblicherweise für Gangster eingesetzt und man kann sehen,
weshalb), der diesmal - als Held - entgegen seinem Typ besetzt war und Ruth
Kettlewell als seine Frau. John Sharp, ein großartiger Charakterdarsteller,
war der Arfur Daley-ähnliche "Guv", und es war eine Freude, ihm zuzusehen. Sie
waren alle sehr nett.
Bei Fünf Freunde im alten Turm kann ich mich eigentlich (wie bei Fünf Freunde als Retter in der Not vom Jahr davor) an gar nichts erinnern. Außer, daß ich bei einigen schmutzigen Fenstern bei der Küche des Exbury-Hauses für Fotos posiert habe und fasziniert war von dem rabenschwarzen Haar und den durchdringenden blauen Augen des Schauspielers Martin Potter. Wir hatten einige großartige Schauspieler darin, die kürzlich verstorbene Aimee Delamaine, die wie immer eine verrückte alte Frau spielte, Ian Collier als schrecklich netten Schafhirten und den vor Kurzem tragisch von uns gegangenen Maurice Kauffman als Bösewicht.
Unsere letzte Geschichte Fünf Freunde helfen ihrem Kameraden war eine gute, und obwohl wir traurig waren (wir wußten inzwischen, daß wir keine dritte Staffel mehr machen würden, weil die Blyton-Foundation es abgelehnt hatte, uns neue Abenteuer schreiben zu lassen - was habe ich mich geärgert, als achtzehn Monate später diese furchtbaren französischen Fünf Freunde-Bücher entstanden), sind wir doch auf einem Höhepunkt ausgestiegen. Julie Davis, die die Jo spielte und mit der wir die letzten zwei Wochen verbrachten, war ein großartiges Mädchen und es gab viele Dick-Solo-Szenen, als ich Geoffrey Moon und David Lloyd Meredith (den Schurken) durch die Sträucher dieses alten Hauses am Rande eine Kliffs entschlüpfe.
Schlußbemerkungen
Und so war alles vorbei. Ungefähr drei Monate später kamen wir nochmal
für einen Fototermin zusammen, um die zweite Staffel zu promoten, die damals
im TV startete. Toddy starb ungefähr eine Woche später an Krebs. In
Wirklichkeit war er schon bei dem Fototermin schrecklich krank gewesen,
aber der gute alte Ben, sein Trainer, hatte das vor uns verheimlicht, damit
wir uns keine Sorgen machten.
Das nächste Mal trafen wir uns 1980. Ich arbeitete am National Theatre
(juhuu!) und die Daily Mail machte ein Feature unter der Rubrik:
"Was ist aus ihnen geworden?". Die anderen Drei latschten rauf zum Theater
und wir machten eine Fotosession, aber die Story ist nie erschienen.
Das letzte Mal, daß wir uns trafen, war 1990. Marcus rief mich und Jennifer
an und sagte "Laß uns Mittagessen gehen". Jenny hatte ab und zu Kontakt mit
Michele gehabt, aber Michele hatte seitdem nicht die beste Zeit erlebt und
lehnte es ab, sich uns anzuschließen. Die meiste Zeit verbrachten wir damit,
uns zu wünschen, sie wäre gekommen, aber ich erfuhr, daß Jenny glücklich
verheiratet war, ein paar Kinder hatte und in Lewes lebte. Marcus war -
wie ich mir hätte denken können - so eine Art Geschäftemacher, leitete
eine Computer-Software-Firma und eine Kette von Sportgeschäften. Ich glaube,
daß er nicht gerade wenig Geld hatte, und ich war froh, daß beide ein
fröhliches, erfolgreiches Leben führen.
Meine letzte Blyton-Erfahrung hatte ich beim Erscheinen des erfolglosen
Blyton-Comics von Fleetway. Tim Quinn, der Herausgeber, und ich hatten
einige Jahre zuvor gemeinsame Büros bei Marvel Comics gehabt und da er
meine Vorgeschichte kannte, dachte er, es wäre eine gute Idee, mich
mitzunehmen. Ich dachte genauso und schlich mich ein, nahm mir vor, still zu
sein, mir einen oder zwei Drinks zu stibitzen und mich mit Tim zu
unterhalten. Nach fünf Minuten schon kommt dieser gutaussehende junge
blonde Typ herüber und sagt: "Sind Sie Gary Russell? Ich erkenne Sie
wieder von den Videos. Wir mußten sie uns ansehen, bevor wir unsere
Version drehten." Es war Paul, der neue Dick im Fernsehen. Dann traf
ich die reizende Jemima Rooper und ihre liebenswerte Mutter und fand mich
in meiner alten Blyton-Manie wieder. Dann rief mich Tony an und bat mich,
zum Blyton-Tag im letzten Mai diesen Artikel zu schreiben und... ich
brauchte acht Monate, bis ich's wirklich getan habe.
Alles was ich als professioneller Schriftsteller jetzt möchte, ist, von der
Foundation die Erlaubnis zu bekommen, eine neue Fortsetzungs-Serie von den
Fünf Freunden zu schreiben. Nicht solche wie die französischen, sondern
welche, die in der korrekten Zeit spielen und mit einem richtigen "Gefühl"
dafür. Aber ich zweifele, daß das passieren wird, denn die Foundation schützt
- zu recht - ihren Besitz sehr sorgfältig.
Gott, war ich jemals so jung? Ich glaube, ja.
Deutsche Übersetzung: Uwe
Nachbearbeitung: Felix
Anmerkungen:
Der Inhalt ist an einigen Stellen aus heutiger Sicht überholt, eventuell sind nicht alle Informationen korrekt. Aber es sind eben Erinnerungen.
Dieser Text wurde ursprünglich von Gary Russell ("Dick" in der 78er Serie) im Internet veröffentlicht. Leider ist die Originaladresse nicht mehr verfügbar.
Gary hat weitere Erinnerungen in einem Buch zusammengefaßt, das nächsten Sommer erscheinen wird. Siehe http://hirstbooks.com/garyrussell.html
Alle Rechte an diesem Text, die Aussagen usw. unteliegen dem Copyright von Gary Russell, die deutsche Übersetzung Uwe und der Fanpage. Keine Weiterverbreitung des deutschen Textes, auch auszugsweise, ohne schriftliche Genehmigung!