* 11.08.1897 † 28.11.1968: Enid Mary Blyton englische Schriftstellerin
Enid Blytons Kindheit
Enid Mary Blyton wurde am 11. August 1897 in einer kleinen Wohnung über einem Laden in Lordship Lane (East Dulwich, South London) als erstes von drei Kindern geboren. Als sie nur ein paar Monate alt war, zog die Familie nach Beckenham in Kent um, die Gegend, in der Enid und ihre Brüder Hanly und Carey ihre Kindheit verbrachten. Heute ist Beckenham ein kleines belebtes Städtchen, aber vor einem Jahrhundert war es ein kleines friedliches Bauerndörfchen. Ihr Vater Thomas Carey Blyton war Kaufmann, später als selbständiger Textilfabrikant tätig, ihre Mutter Theresa Mary Blyton Hausfrau.
Die junge Enid war von der Natur fasziniert und war niemals glücklicher, als bei den langen Wanderungen mit ihrem Vater, bei denen er ihr alle Tiere, Insekten, Vögel und Pflanzen, die auf den Feldern und Wäldern in der Umgebung ihres Hauses zeigte und erklärte. Enids Enthusiasmus für die Erforschung der Natur blieb ihr Leben lang ihr Steckenpferd, und sie benutzte ihr als Kind gewonnenes Wissen später in vielen ihrer Bücher, Erzählungen und Artikeln.
Eine andere große Liebe galt dem Lesen. Sie las nahezu
alles, was sie in die Hände bekam, sogar schwierige Nachschlagewerke!
Allmählich begann sie, sich eigene Geschichten und Gedichte auszudenken.
Ihr Vater ermutigte sie, sie auch niederzuschreiben.
In ihrer Jugend besuchte sie unter anderem die St. Clare School, die später
auch Schauplatz für einen Teil ihrer Bücher war. Die von ihr in den Büchern
beschriebenen Streiche soll sie alle selber erlebt haben - und auch Personen,
wie ihre dortige Französischlehrerin oder ihre belgische Klassenkameradin
Claudine, hat sie in die Geschichten einfließen lassen. Die Verwendung
realer Schauplätze und realer Personen war etwas, was ihre Bücher auch
in anderen Serien kennzeichnete. Im Alter von 10 Jahren
wurde sie in der St. Christopher's School in Beckenham (Surrey) für Mädchen eingeschult.
Diese Schule besuchte sie bis 1915.
So viel Spaß sie beim Geschichtenschreiben hatte, so viel haßte sie es, im Haushalt mitzuhelfen und auf ihre jüngere Geschwister aufzupassen. Ihre Mutter zeigte keinerlei Interesse in den Leidenschaften ihrer Tochter und ihres Mannes. Mit den Jahren fanden Thomas und Theresa, daß sie nichts mehr miteinander verband. Als Enid um die dreizehn Jahre alt war, verließ Thomas das Haus. Enid vermißte ihren Vater sehr und überwand die Trennung niemals vollständig. Mit vierzehn gewann sie einen Gedicht-Wettbewerb für Kinder.
Thomas war ein eifriger Pianist und hatte immer geplant, seine
Tochter zu einer musikalischen Karriere zu führen, und Enid war eine begabte Pianistin. Dennoch entschied
sie 1916, daß sie lieber als Lehrerin und Gouvernante arbeiten wollte. Sie rief ihren Vater
an und überredete ihn, ihr die nötigen Papiere auszustellen und
zu unterschreiben. Bereits am Ende desselben Jahres begann sie mit der dreijährigen
pädagogischen Ausbildung zum Grundschullehrer beim Froebel Institute in Ipswich.
In der knappen Freizeit während ihrer
Ausbildung fand erstmals sie Zeit und Muße, sich ernsthaft dem Schreiben
zu widmen. Nach der Ausbildung arbeitete sie in Kent und Surrey als Kindergärtnerin und Privatlehrerin.
Frühe Gedichte und Geschichten
Am Anfang konnte Enid Blyton keinen Verleger für ihre Geschichten finden, und mehrere Jahre lang wurde ihre Arbeit mit Ablehnung zurückgeschickt. Dennoch war Enid entschlossen, eines Tages Erfolg zu haben und schrieb auch weiterhin in jeder freien Minute, die sie hatte. Endlich schaffte sie es, ein kurzes Gedicht in einer Zeitschrift von Arthur Mee und später ein anderes in Nash's Magazine zu publizieren. Heute weiß keiner mehr, welche Gedichte diese ersten beiden waren, weil beide ohne Namen des Autors veröffentlicht wurden. Das erste Gedicht, das unter ihrem Namen veröffentlicht wurde, hieß Have You....! und erschien im Nash's Magazine im März 1917. Einige Monate später veröffentlichte diese Zeitschrift weitere ihrer Gedichte, unter dem Titel My Summer Prayer. Sogar nach Beendigung ihrer Ausbildung und ihrem Lehrberuf begann fand sie Zeit zum Schreiben. Im Februar 1922 begann sie, Artikel für die Zeitschrift Teachers' World zu schreiben. Am Anfang erschienen sie nur gelegentlich, aber seit 1929 schrieb sie die wöchentlich erscheinende Enid Blyton's Children's Page, welche normalerweise aus einem Brief, einem Gedicht und einer Geschichte bestand. Bis 1945 schrieb sie regelmäßig für die Teachers' World. Noch wichtiger war die Veröffentlichung ihres ersten Buchs Child Whispers im Sommer 1922. Es war eine kurze, 24-seitige Sammlung von Gedichten für Kinder. Das dünne Buch mit Karton-Einband hatte ein Cover, das Enids Schulfreund Phyllis Chase entworfen hatte. Das Buch war für den Herausgeber erfolgreich genug, um eine weitere Sammlung, Real Fairies, im nächsten Jahr zu veröffentlichen.
Enid Blyton hatte als Autorin Fuß gefaßt!
Der Weg zum Erfolg
1924 heiratete Enid Blyton den Verleger Hugh Pollock. Er war als verantwortlicher Herausgeber der Buchabteilung im Verlag George Newnes und aktiver Offizier während des Ersten Weltkrieges tätig. Ab der Hochzeit war ihr Name wohlbekannt und auch große Herausgeber zeigten Interesse an ihren Büchern.
1926 zogen Enid und Hugh aus ihrer Wohnung in das Elfin Cottage (in Bromley/Beckenham). Kurz nach dem Umzug kaufte Enid ihr erstes Haustier, den Hund mit dem Namen Bobs, den sie in ihrer Autobiographie als einen „zahmen glatthaarigen Foxterrier“ beschrieb. Bobs konnte viele Tricks; er konnte z.B. im Sitzen einen Keks auf der Nase balancieren, und sich auf den Rücken werfen, wenn Enid ihm befahl, „für den König zu sterben“. Er hatte großen Spaß daran, Türen zu schließen und auf das klicken zu warten, bis die Tür richtig zu war. Als Enid regelmäßig für Teachers World schrieb, fügte sie jede Woche unter Letter From Bobs einen Brief bei, in dem sie aus der Sicht von Bobs alles erzählte, was in der Familie passiert war. Diese Briefe waren sehr amüsant, und so kannten bald die Leser Bobs ebensogut wie sein Frauchen! Bobs war das erste von Enids vielen Haustieren, die sie Tausenden von Kindern in ihren Geschichten und in ihren Briefen in Zeitschriften vorstellte.
In diesem Jahr begann Enid auch Sunny Stories for Little Folks herauszubringen, eine im zweiwöchentlichen Rhythmus herausgegebene Zeitschrift für jüngere Kinder. Viele ihrer Leser schrieben ihr, und durch diese Briefe gewann Enid Erkenntnisse darüber, was ihre Leserschaft gerne lesen würde.
Kurz nachdem sie mit Sunny Stories begonnen hatte, schrieb sie das Buch The Wonderful Adventure, eine Abenteuergeschichte über eine Gruppe von sechs Kindern auf der Suche nach einem vermißten Schatz. Dies war Enids erste Abenteuergeschichte, aber die Verlagsfirma war so klein, daß nur sehr wenige Exemplare verkauft wurden. Traurig, daß diese erste Abenteuergeschichte schnell vergessen wurde; und so schrieb Enid weiterhin ihre Kurzgeschichten für Sunny Stories, die bei den Lesern sehr gut ankamen. Viele davon wurden später als Sammlungen in Büchern veröffentlicht.
1929 zogen Enid und Hugh nach Old Thatch, einem süßen Cottage aus dem 16ten Jahrhundert in Borne End, Buckinghamshire. Dieses Anwesen hatte einen größeren Garten als Elfin Cottage und gab Enid mehr Freiraum für ihre Blumen und Haustiere. Hier bekam sie auch ihre beiden Töchter, am 15.07.1931 Gillian (gest. 24.06.2007) und 1935 Imogen.
Viele Jahre lang füllte Enid Sunny Stories mit ihren Kurzgeschichten. 1937 änderte sie, als verantwortliche Herausgeberin, den Titel der Zeitschrift in Enid Blyton's Sunny Stories und versuchte sich erstmals an einer Fortsetzungsgeschichte. Sie nannte sie Adventure of the Wishing Chair, und sie kam bei ihren Lesern so gut an, daß sie kurz darauf noch eine schrieb. Für dieses Mal dachte sie an eine Abenteuergeschichte, und für die Ausgabe Nummer 37 schrieb sie die erste Folge von The Secret Island. Die vollständige Geschichte wurde mit großer Begeisterung erwartet und war ihre erste Abenteuergeschichte in Buchlänge. Kurze Zeit später forderten mehrere hundert Leser weitere Abenteuergeschichten mit Jack, Mike, Peggy und Nora. The Secret Island wurde 1938 als Buch veröffentlicht und als Nachfolgeroman The Secret of Spiggy Holes, welchen Enid ein Jahr später in Enid Blyton's Sunny Stories begann. Enid wußte, daß Kinder immer schon ihre Kurzgeschichten geliebt haben, nun sah sie in längeren Abenteuergeschichten ein noch größeres Potential. Es war an der Zeit, einen Schritt vorwärts zu wagen.
Auf dem Weg zu Abenteuern
Enid Blyton versuchte sich auch als Schriftstellerin für Erwachsene. 1932 beendete sie ihr Buch The caravan goes on, das 90,000 Worte umfaßte und nicht veröffentlicht werden konnte. Sie war schlau genug, es nicht noch einmal zu versuchen. Vielleicht diente das Buch als Vorlage für Mr Galliano's Circus, das 1938 neben The Secret Island als eines der längeren Abenteuerbücher herauskam. Im selben Jahr zog sie, inzwischen reich und berühmt, mit ihrer Familie erneut um. Ihre Töchter wuchsen heran, und Enid und Hugh hatten beschlossen, daß sie mehr Raum brauchten. Schließlich entschieden sie sich für ein größeres Haus in Beaconsfield. In einem Brief in Teachers' World beschrieb Enid das Haus und den Garten und fragte ihre Leser nach einem passenden Namen für das neue Haus. In ihrer Autobiographie schrieb sie viele Jahre später, wie Hunderte von Kindern ihr Vorschläge geschickt haben – drei viertel davon denselben Namen: Green Hedges. Enid lebte in Green Hedges bis zu ihrem Tod und über Jahre war die Adresse so bekannt wie der Buckingham Palast oder 10 Downing Street. Der Umzug nach Green Hedges läutete die arbeitsreichste Phase ihres Lebens ein. Neben ihren Geschichten für Sunny Stories alle 14 Tage und ihrer wöchentlichen Seite in Teachers' World konzentrierte sich Enid nun auf Geschichten in Buchlänge. Sie schrieb Schul- und Zirkusgeschichten, aber fand, daß ihre Abenteuer- und Geheimnis-Geschichten viel besser ankamen. Aber mitten in der Erfolgsphase gab es auch einen Tiefschlag: die Ehe mit Hugh Pollock endete 1942, als Hugh Pollock sich im Zweiten Weltkrieg als Freiwilliger meldet und als Ausbilder eingesetzt wird. Ein paar Monate vorher feierten sie noch die Veröffentlichung ihres ersten Fünf-Freunde-Buches, Five On A Treasure Island. Für Vorschulkinder erschuf 1943 sie die Serie Mary Mouse.
Mehr Abenteuer und ein Besuch in Toyland
Nach der Scheidung 1943 heiratete Enid erneut, den Chirurgen Dr Kenneth Darell Waters. Sie arbeitete sogar noch härter an ihren Geschichten. Die Secret-Serie und die Serie der Fünf Freunde wurden so erfolgreich, daß Enid weitere Geschichten in diesem Stil schrieb. Eine der ersten war die Abenteuer-Serie.
Das erste Buch, The Island of Adventure, kam 1944 heraus, es folgten weitere sieben Folgen. Weitere erfolgreiche Serien waren die Mystery-Serie (Geheimnis um...) mit einer Gruppe von fünf Amateurdetektiven und einen Hund, welche 1943 mit The Mystery of the Burnt Cottage ihr Debüt gaben. Die Detektivgruppe löste Geheimnisse in und um ihre Ortschaft Peterswood, einem Ort der Bourne End (ein Ort nahe Old Tatch), sehr ähnelte. Auch die Internatsgeschichten The Twins at St. Clare´s (Hanni und Nanni) hatten einen großen Erfolg, besonders bei uns in Deutschland. Dort verarbeitet Enid die Streiche und Späße, die sie selbst mit einer Gruppe Gleichaltriger an der Schule getrieben haben, bis zum letzten ausgekostet, und dabei auch oft übertrieben haben, wie sie in Die Geschichte meines Lebens zugibt.
1949 lernte sie den niederländischen Künstler Harmsen van der
Beek kennen, der ab dann zahlreiche ihrer Bücher illustrierte. Im März
desselben Jahres erschien mit The Rockingdown Mystery (Rätsel
um... Das verlassene Haus) das erste Buch für ältere Kinder.
Später in diesem Jahr erschien das erste Abenteuer mit The Secret
Seven (Die Schwarze 7). Die Sieben sind das erste mal im Buch
The Secret of the Old Mill erschienen, welches ein Jahr vorher veröffentlicht
wurde, aber ist The Secret Seven (Das ist die schwarze Sieben) das
erste „offizielle“ Abenteuer. Kurz nach dem Erscheinen bildeten Gruppen
von Kindern in ganz England Gruppen, trugen Erkennungszeichen und benutzten
Paßwörter, so wie die Kinder von der Schwarzen Sieben!
Im Jahre 1948 bekam sie den Literaturpreis Boy's Clubs America Award verliehen.
Aber das entscheidendste Ereignis für Enid war 1949 die Veröffentlichung
von Noddy Goes To Toyland. Noddy wurde in England Enid Blytons erfolgreichster
Charakter für ganz kleine Kinder und blieb bis heute allgemein beliebt.
Seine Abenteuer sind in Büchern und Comics erschienen, im Fernsehen,
auf der Bühne und sogar als Film in Kinolänge. Es sind in England
mehr Noddy-Spielsachen hergestellt worden als von irgendeinem anderen britischen
Buchfigur!
Wie Enid Blyton ihre Geschichten schrieb
Enid war niemals glücklicher als wenn
sie an ihren Geschichten und Büchern schreiben konnte. Sie war eine
geborene Schriftstellerin, und ihr viel es leicht, sich neue Handlungen
und Personen auszudenken. In ihrer Autobiographie The Story Of My Life
beschrieb sie, wie sie zu ihren Geschichten kam. Sie hat niemals im Vorhinein
geplant, sie arbeitete alles komplett vor ihrem inneren Auge auf. Sie setzte
sich mit der Schreibmaschine auf den Knien hin, schloß ihre Augen
und ließ ihre Phantasie walten: „Es ist fast so, als ob ich aus einem
Fenster gucken würde, oder als ob in meinem Kopf ein Kinofilm ablaufen
würde, in dem ich meine Figuren sähe, und so brauchte ich nur
das, was ich sah, niederzuschreiben.“ Es war eine wundervolle Fähigkeit,
die es ihr ermöglichte, eine große Anzahl von Büchern und
Geschichten zu schreiben. Zwischen Januar 1940 und Dezember 1949 veröffentlichte
Enid über 200 Bücher, und in den 50er Jahren sogar 300!
Oftmals wußte sie beim Schreiben ihrer Bücher selbst noch nicht, wie die
Geschichten zu Ende gehen würden. Sie verstand es meisterhaft, Kinder und
Jugendliche mit spannenden, zeitlosen und fast immer mit Happy-end
abschließenden Geschichten zu fesseln.
Während sie ihre Geschichten schrieb, beantwortete sie Hunderte von Briefen, die
ihr ihre jungen Leser schickten, gab Autogrammstunden, veranstalte Buchlesungen
und half beim Sammeln von Spenden für Wohltätigkeitsorganisationen.
Sie hatte auch noch mehrere Hobbies, wie Bridgespielen und das Golfen.
Enids späte Tage
1953 hörte Enid auf, für die Sunny Stories zu
schreiben, um sich Ihrer neuen Zeitschrift The Enid Blyton's Magazine
zu widmen. In diesem Magazin für Kinder veröffentlichte sie ihre Kurzgeschichten und Novellen,
aber auch Spiele und Puzzles. Das Hauptanliegen des Magazins war es behinderte Kinder zu
unterstützen, da sie sich neben ihrer Arbeit als Herausgeberin und Schriftstellerin für diese
Kinder engagierte. Sie war u.a. auch Vizepräsidentin der "Friends of the Cheyne Center
for Spastic Children" in London.
Außerdem schrieb sie an ihren großen Buchserien
wie den Fünf Freunden, und veröffentlichte Geschichten über
ihre anderen Figuren, wie Mr. Pink-Whistle und Noddy. Ihre Zeitschrift
versorgte verschiedene Clubs, die Geld für wohltätige Zwecke
sammelten.
Der Busy Bee Club sammelte Geld für die People's Dispensary
for Sick Animals (P.D.S.A.), einer Organisation, die sich für
das Wohlergehen kranker Tiere stark machte, während der Sunbeams Club
einen Fond für blinde Säuglinge einrichtete. Sogar der Magazine
Club unterstützte eine wohltätige Einrichtung, bevor er sich
Ende 1959 auflöste.
Sie ist in einigen Vereinen für die Förderung und Rehabilitation
behinderter Kinder tätig, wie dem Committee Shaftsbury Society Children's Home
in Beaconfield (Buckinghamshire), einem Heim für spastisch gelähmte Kinder.
Von 1954 bis 1967 war sie als dessen Vorsitzende tätig. Von 1960 bis 1968 war sie
Vizepräsidentin der Vereinigung Friends of the Cheyne Walk Centre in London,
ebenfalls eine Rehabilitationseinrichtung für behinderter Kinder
Sie initiiert die Gründung von Famous-Five-Clubs.
Die zumeist jugendlichen Mitglieder dieser sich weltweit bildenden Clubs,
die 1967 etwa 220.000 und 1972 noch 183.000 Anhänger zählten, engagieren
sich hauptsächlich bei der finanziellen Unterstützung von Pflegeheimen
für behinderte Kinder. 1990 wurde der Club geschlossen.
Enid behält auch in ihren letzten Lebensjahren
den Kontakt zu diesen Clubs und damit zu ihren Lesern. Deren Anerkennung,
Zustimmung und immer wiederkehrende Forderungen nach Serienfortsetzungen
sind für sie die Legitimation ihrer Werke, unabhängig davon, was
Kritiker bemängeln und befürchten.
In den letzten Jahren ihres Lebens litt Enid unter schlechter Gesundheit.
Ihr Mann Kenneth, dessen Gesundheit ebenfalls angeschlagen ist, übernimmt
die Betreuung ihrer geschäftlichen Angelegenheiten. Enid Blyton hatte
bisher die kommerzielle Vermarktung ihrer Bücher, die Verbreitung von
dazugehörigen Spielzeugen, Fernsehserien etc. (insbesondere die "Noddy"-Figur)
selbst verwaltet. Der Tod Kenneth' im Jahre 1967 war für sie ein großer
Schock. Es verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand und Denkvermögen,
Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis lassen nach. Sie starb nur
ein Jahr später, am 28. November 1968, im Alter von 71 Jahren, in einem
Pflegeheim in Hampstead an einem Herzinfarkt.
Während ihres Lebens führte Enid ein sehr privates Leben.
Ihr eigene Autobiographie The Story of My Life schrieb sie 1952.
Es war mit vielen Fotos von ihr, ihrem Haus und ihrer Familie gut illustriert,
aber sie gab nur wenig
über ihr privates Leben preis; sie beschränkte sich auf ihr
Leben als Autorin. Erst 1974, als Barbara Stoney eine Biographie über
Enid Blyton schrieb, die Enid Blyton The Biography, wurde Enids
ganzes Leben aufgewickelt.
Auch über dreißig Jahren nach ihrem Tod sind Enid Blytons Bücher sehr beleibt und verkaufen sich immer noch in großen Zahlen, sowohl in England als auch im Rest der Welt. Es gab viele Spielsachen, Spiele, Fernsehserien, Zeitschriften, Filme und Bühnenaufführungen, die sich mit ihren Figuren beschäftigen. Warum erfreuen sich aber ihre Werke so großer Beliebtheit? Erstens war sie eine geborene Erzählerin, die genau wußte, was Kinder begeistern würde. In ihren Erzählungen war die Welt jung und frisch und die Tage lang und sonnig. Erwachsene stehen im Hintergrund und lassen die Kinder all die Dinge machen, die alle Kinder gerne tun, Geheimgänge erforschen, auf bewaldeten Inseln zu zelten, nach verschollenen Schätzen zu suchen oder mit Pferdegezogenen Wagen durch die Pampa zu streifen. Es ist eine verzauberte Welt, in der gut und böse strikt getrennt sind, und das Gute immer siegt, wo es immer genug zu essen gibt und mit einem Happy End endet. Wer möchte mehr?
Weiterführende Literatur über Leben und Werk von Enid Blyton: Sekundärliteratur zu Enid BlytonIhr Werk in Zahlen
Bis heute wurden mehr als 700 Kinderbücher von Enid Blyton veröffentlicht - , die sie schon zu Lebzeiten zur erfolgreichsten Kinderbuchautorin machten. Das ist sie bis heute geblieben, Generationen von Kindern hat sie mit ihren Geschichten begeistert. Dazu kommen noch rund 10000 Kurzgeschichten, Lieder, Gedichte und Theaterstücke.
Die meisten Werke von Enid Blyton sind Detektiv- und Abenteuergeschichten,
einige spielen auch in Schulen (vorwiegend eingeschlechtliche Internate)
oder im Zirkus.
Besonders populär wurde Blytons Reihe Fünf Freunde
(Famous Five), die insgesamt fünfmal für das Fernsehen verfilmt
wurde, am populärsten ist wohl die Verfilmung 1978 mit Gary Russel als
Dick, Jennifer Thannish als Anne, Michele Gallagher als George, Marcus Harris
als Julian und dem Hund Toddy als Timmy.
Insgesamt herrscht das Genre der Abenteuergeschichten vor,
darunter die Abenteuer-Serie, Die Schwarze Sieben und
Geheimnis um … Daneben finden sich Internatsgeschichten
wie Dolly oder Hanni und Nanni sowie phantastische
Erzählungen, darunter The Adventures of the Wishing Chair.
Insbesondere ihre großen Serien wie die Fünf Freunde, die Schwarze
Sieben und die Geheimnis um...-Serie erfreuten sich seit von der Erstveröffentlichung
bis heute größter Beliebtheit. Aber auch die Bücher
für kleinere Kinder, wie Noddy, Mr. Plod, Big Ears und
andere Charaktere des Toyland-Dorfes wurden ebenfalls viel gelesen.
Neuere Schätzungen der weltweiten Gesamtauflage ihrer 700 Titel
sprechen von Zahlen weit über einer halben Milliarde verkaufter
Bücher in 42 Sprachen
(http://www.telegraph.co.uk/news/obituaries/1555952/Gillian-Baverstock.html).
Jährlich kommen etwa 8 Millionen
hinzu. Damit ist sie die erfolgreichste Kinderbuchautorin der Welt.
Der Erfolg einzelner Serien ist teilweise unterschiedlich in den jeweiligen
Ländern. In ihrem Heimatland England und auch in Japan verkaufen sich
die Kinderbücher Noddy und Mary Mouse am Besten.
In Deutschland sind dagegen vor allem die Fünf Freunde-Serie,
die Hanni und Nanni-Serie, die Dolly-Serie und die Abenteuer-Serie
beliebt. Diese Bestseller sind erfolgreicher als die der meisten deutschsprachigen
Jugendbuchautoren. Nach Branchenangaben verkaufen sich Einzeltitel aus
gefragteren Reihen (Fünf Freunde, Abenteuer, Geheimnis um...)
10.000 bis 20.000 Mal im Jahr, Spitzentitel (aus den Serien Hanni und Nanni
und Dolly) können Auflage von jährlich 30.000 bis 50.000 Exemplaren erreichen.
Taschenbuch-Lizensausgaben (bei OMNIBUS oder dtv junior) verkaufen sich meist
noch besser als die Originale im Hardcover. In Deutschland sind mehr als 300 Titel erhältlich.
Verfilmung "Enid"
Inhalt
Der Film erzählt das Leben der bekannten britischen Kinderbuchautorin Enid Blyton. Recht kurz wird die Kindheit abgehandelt, mit dem Schwerpunkt auf dem Auszug des von Enid sehr geliebten, aber vermutlich untreuen Vaters und dem daraus entstehenden Konflikt zwischen Enid und Mutter. Auch der Einstieg in die Schriftstellerei und die ersten Erfolge werden kurz abgehandelt. Der Schwerpunkt liegen auf der Darstellung der Zeit als Mutter, der ersten Ehe, deren Bruch und dem Eingehen der zweiten Ehe. Fokussiert wird dabei der Gegensatz zwischen der scheinbar so herzlich-kinderlieben Autorin und der privat eher kalten, herrischen Frau und Mutter. Er wird erklärt aus der Kränkung durch die Scheidung der Eltern, der Unfähigkeit diese Kränkung im echten Leben zu bewältigen und der Flucht in die heile Welt ihrer Geschichten. Hineingewoben sind in ihrer späteren Laufbahn aufgekommene Vorwürfe, sie hätte die Vielzahl ihrer Bücher nicht alle selber geschrieben. Der lineare Handlungsfluss wird immer mal wieder von einem Interview unterbrochen, in dem sie sich schon im etwas fortgeschritteneren Alter gegen diese Vorwürfe erwehrt.
Der Film hat großartige Anteile. Zunächst mal sind schauspielerische Leistungen, Kulisse, Kostüme, etc. auf üblich hohem BBC-Niveau. Die Atmosphäre der Zwischenkriegsjahre wird gut eingefangen. Sehr eindrucksvoll und beklemmend ist der Konflikt geschildert zwischen einerseits ihrer gekränkten Seele, der daraus entstandenen Engherzigkeit (und wie sie ihre Umwelt darunter leiden lässt) und andererseits ihrer Flucht in die Phantasiewelt und wie sie die Phantasie benutzt, um mit dem Alltag fertig zu werden. Das ist psychologisch und literisch interessant und filmisch gut umgesetzt. Leider gibt es immer mal wieder einzelne Sequenzen (z.B. wenn sie sich in ihren ersten Mann verliebt, später dann in den zweiten Mann, während sie mit dem ersten noch verheiratet ist), in denen einem die Figur nicht nahe gebracht wird. Ihre Motivation und Gefühle bleiben dann zuweilen unklar. Auch hat man das leichte Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen nicht ganz im Griff. Es wirkt zuweilen ein wenig gewollt und nicht überzeugend.
Dramaturgisch somit ein definitiv zu empfehlender Film (v.a. für alle mit Interesse am echten Menschen Enid Blytion); über die Schwächen kann man hinwegsehen. Aufgrund der Kürze (83 min) fallen sie auch weniger ins Gewicht.
Dort kann die DVD auch bestellt werden.
Kommentare unserer Leser:
Deutsche Synchronsprecher
Darsteller | Sprecher | Rolle |
---|---|---|
Douglas Reith | Erich Räuker | BBC Interviewer |
Claire Rushbrook | Andrea Aust | Dorothy Richards |
Helena Bonham Carter | Melanie Pukaß | Enid Blyton |
Joseph Millson | Florian Halm | Hanly Blyton |
Matthew Macfadyen | Benjamin Völz | Hugh Pollock |
Denis Lawson | Lutz Mackensy | Kenneth Waters |
Gabrielle Reidy | Arianne Borbach | Mrs. Waters |
Philip Wright | Viktor Neumann | Thomas Blyton |
Das Trademark "Enid Blyton"
Ihre Unterschrift ist - genauso wie die von Walt Disney - zur Handelsmarke geworden, und wird seither auch für Merchandising und "Kunst und Krempel" ge- und mißbraucht. Heute sorgt die in der ganzen Welt tätige Enid Blyton Company für die Bearbeitung und Verbreitung von Fernsehserien (die Fünf Freunde-Serien, Abenteuer-Serie, Die verwegenen 4-Serie), Kassetten- bzw. CD-Aufnahmen, CD-ROM-Versionen und verschiedenster Merchandising-Artikeln.
Bearbeitungen und Fortführungen
Auch nach dem Tod der erfolgreichen Autorin forderten die Kinder und Jugendlichen Fortsetzungen der beliebten Serien. Aus diesem Grunde haben einige Verlage neue Fortsetzungsbände herausgebracht. So hat Enid Blyton eigentlich sechs Bände der Serie Twins at St. Clare´s geschrieben, unter dem deutschen Titel Hanni und Nanni erschienen im Schneider Verlag bis jetzt jedoch schon 19 Bände. Ähnlich sieht es bei der Dolly-Serie aus, bei der aus ursprünglich sechs Bänden bis jetzt 18 Bände geworden sind.
Weiterführende Infos (extern): Hausarbeit von Anke Eschrich, Sandra Pohl der Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln, Seminar Didaktik der Trivialliteratur WS98/99Kritik an Blyton
Mit ihrem steigenden Erfolg seit den 20er Jahren, wächst aber auch die Zahl ihrer Kritiker, die ihren Werken mangelnde sprachliche Qualität, Grausamkeit gegenüber Außenseitern (z.B. Zigeunern und Farbigen) und exzessiver Nationalismus vorwerfen.
zur Spezialseite "Kritik an Blyton"Quellen dieser Seite:
Enzyklopädie: Blyton, Enid. DB Sonderband: Wikipedia Herbst 2004, S. 34320Encarta Enzyklopädie. (c) 1993-1997 Microsoft Corporation.
Norman Wright: The Famous Five - Everything you ever wanted to know!